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Eine Handvoll Fragen an: Kathrin Rosi Würtz

Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?

Mein Name ist Kathrin Rosi Würtz und ich promoviere derzeit als externe Promotionsstudentin an der Universität Bonn im Fach Soziologie. Meine Doktorarbeit handelt von der Anwendung von sozialen Digitalmedien (insbesondere YouTube) für die audiovisuelle Gesundheitskommunikation von Krankenhäusern. Beruflich bin ich als Verlegerin und freie Fachautorin für die Themenbereiche Gesundheit, Medien und Natur unterwegs. Zwischen meinem Magisterstudium der Soziologie und meiner Promotion habe ich eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Physiotherapeutin absolviert und für diverse Anbieter:innen als Bewegungsexpertin gearbeitet.

Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?

Kathrin Rosi Würtz: Ich wohne am nördlichen Fuß des Siebengebirges in Bonn-Oberkassel und sehe die Auswirkungen des Klimawandels direkt im Wald vor meiner Tür. Schaue ich beispielsweise aus meinem Bürofenster, so sehe ich eine große Lücke, da dort im Jahr 2018 alle Bäume vertrocknet sind. Für mich ist dieser Anblick mehr denn je ein Aufruf, für den Klimaschutz aktiv zu sein. Die spürbaren Zeichen des Klimawandels sind für mich ein Ansporn, lokal hier im Siebengebirge global zu handeln.

Frage 2: Wie engagieren Sie sich für das Klima bzw. gegen den Klimawandel?

Kathrin Rosi Würtz: In mir schlagen zwei Herzen: Ein Herz schlägt soziologisch und das andere physiotherapeutisch. Diese beiden Aktionsgebiete schwingen bei all meinen Aktivitäten mit. Aus meiner Perspektive heraus ist der Klimawandel unweigerlich an unsere Gesundheit geknüpft, Stichwort Planetary Health. Wir Menschen können ohne Biodiversität nicht gesund leben.

Meiner Meinung nach ist wissenschaftlich erarbeitetes Wissen mit starkem Alltagsbezug ein Schlüssel, um zum konkreten Klimaschutz beizutregen. Alle Disziplinen sind hier gefragt und der inter- und transdisziplinäre Austausch essenziell. Aus diesem Grund engagiere ich mich als passionierte Wissenschaftskommunikatorin für den maßgeschneiderten Einsatz von sozialen Medien. Wissenschaftskommunikation ist für mich ein Hochleistungssport, der von kleinauf, also ab dem ersten Semester trainiert werden sollte. Ein Beispiel: Gesundheit und Klima sind beide für sich gesehen schon hochkomplexe Themengebiete. Die Kunst der interaktionsorientierten Kommunikation besteht darin, empathisch das Wesentliche in verständlicher Form situationsabhängig vermitteln zu können. Und das macht niemand mal ebenso aus der Hüfte heraus.

Im Herbst 2021 bin ich auf das Projekt „KlimaWandel – Learning for Future“ durch meinen Schwager Lars Schäfers (Interview „Eine Handvoll Fragen an Lars Schäfers“) aufmerksam geworden und habe mich kurzerhand für diese Lehrveranstaltung an der Uni Bonn angemeldet. Während dieser Zeit durfte ich innerhalb der Arbeitsgruppe „Öffentlichkeitsarbeit“ den Twitter- und Instagram-Account aufbauen und betreuen. Dank der kreativen Freiheit, die uns Teilnehmenden während der Projektzeit gewährleistet wurde, konnte ich neben der Social-Media-Arbeit auch die Interview „Eine Handvoll Fragen an“ ins Leben rufen. Ich freue mich sehr, dass mir Menschen aus allen möglich Berufsgruppen Rede und Antwort gestanden haben. Jedes Interview zeigte mir, dass wir alle sehr individuell mit dem Klimawandel umgehen. Und so sollten kreative Lernumgebungen auch auf individuelle Voraussetzungen flexibel reagieren können.

Frage 3: Was und wie würden Sie gerne lernen, um Ihre Zukunft gestalten zu können?

Kathrin Rosi Würtz: Eine sehr breit und dennoch zielgerichtet anwendbare Methodenvielfalt wünsche ich mir, um multiperspektivisch Herausforderungen begegnen zu können. In meinen methodischen Werkzeugkasten passen durchaus noch weitere Instrumente hinein.

Als Physiotherapeutin spielt das Begreifen ganz im wörtlichen Sinn eine wesentliche Rolle. Lernen in Bewegung lebt davon, auch mal im geschützen Rahmen hinfallen zu dürfen. Diese Tatsache darf gerne auch auf den Wissenschaftsbetrieb übertragen werden: Ein am nachhaltigen Lernen orientierte Fehlerkultur ist ein Traum, an dessen Realisierung ich täglich arbeite.

Frage 4: Wo befindet sich Ihr Lieblings-Lernort und warum können Sie dort so gut lernen?

Kathrin Rosi Würtz: Als Bewegungsmensch hält es mich nicht lange auf den Stühlen. Dennoch kann ich auch mal ganz gemütlich an meinem Lieblingsschreibtisch sitzen und lesen oder Texte schreiben. Draußen an der frischen Luft und vor allem im Siebengebirge befindet sich mein zweiter Lieblings-Lernort, an dem ich jedes Mal faszinierende Neuentdeckungen machen und Neues lernen darf.

Frage 5: Bitte erzählen Sie uns von Ihrem persönlichen Zukunftsbild: Wie sieht Ihr Alltag 2030 aus?

Kathrin Rosi Würtz: Mein Alltag im Jahr 2030 ist geprägt von einer aktiv praktizierten Fehlerkultur. Wir lernen voneinander füreinander und für unseren Heimatplaneten: als Nachbar:innen, als Region, als Erdbewohner:innen. Wir schätzen und schützen die Biodiversität! Die frische Luft, die ich hier am Stadtrand in Bonn-Oberkassel atmen darf, ist nun auch in der Bonner Innenstadt angekommen. Außerdem schließen die nachwachsenden Baumsprösslinge die Waldlücke, die ich momentan noch von meinem Bürofenster aus sehen kann.

Die Interviewfragen stellte Lars Schäfers im September 2022.