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Eine Handvoll Fragen an: Katharina Wabnitz

Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?

Mein Name ist Katharina Wabnitz. Ich habe zunächst Medizin studiert und nach einem Jahr klinischer Arbeit noch einen Master in Public Health gemacht. Aktuell arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der LMU München sowie beim Centre for Planetary Health Policy, einem neuen Think Tank für wissenschaftsbasierte Politikberatung.

Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?

Katharina Wabnitz: Aus meiner professionellen Sicht als Ärztin und Public Health Forscherin stellt die Klimakrise die größte Bedrohung, aber auch die größte Chance für Gesundheit in diesem Jahrhundert dar. Gleichzeitig betrachte ich sie als eine Krise unter vielen: Veränderungen unserer Umwelt betreffen nicht nur das globale Klima, sondern auch die Zerstörung von Ökosystemen, die Verschmutzung von Luft, Gewässern, und Böden sowie die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. All dies ist der Preis für den „Fortschritt“, den wir in den letzten Jahrzehnten erlebt haben, auch in der Medizin und im Gesundheitszustand der Menschen. Aber nicht alle genießen die Früchte dieser Entwicklung: Sowohl innerhalb als auch zwischen Nationen werden gesundheitliche und andere Ungleichheiten größer und die Folgen der ökologischen Krisen treffen bestimmte Bevölkerungsgruppen härter als andere. Das Ziel meiner Arbeit ist es, die planetare Gesundheit (wieder) herzustellen und das beinhaltet die Einhaltung ökologischer Grenzen während die Bedürfnisse aller Menschen für ein Leben in Gesundheit und Wohlergehen erfüllt werden.

Persönlich betroffen fühle ich mich vor allem hinsichtlich der Frage nach eigenen Kindern: Kann ich es verantworten, Kinder zu bekommen, die den Auswirkungen der multiplen ökologischen und sozialen Krisen unserer Zeit ausgesetzt sind, solange entschiedenes politisches Handeln auf sich warten lässt?

Frage 2: Wie engagieren Sie sich für das Klima bzw. gegen den Klimawandel?

Katharina Wabnitz: Mit dem Narrativ und den Methoden der planetaren Gesundheit widme ich mich als Forscherin und nun auch als wissenschaftliche Politikberaterin in meiner beruflichen Arbeit ganz dem Ziel der planetaren Gesundheit. Auch privat achte ich auf einen nachhaltigen Lebensstil: Ich besitze kein Auto, sondern fahre längere Strecken mit dem Zug und in der Stadt mit dem Fahrrad, ernähre mich außerdem überwiegend pflanzenbasiert und fast meine gesamte Einrichtung ist secondhand. Außerdem gehe ich gerne auf Klima-Demos.

Frage 3: Was und wie würden Sie gerne lernen, um Ihre Zukunft gestalten zu können?

Katharina Wabnitz: Ich würde gerne mehr darüber lernen, wie Menschen in unterschiedlichen Kulturen und Lebenssituationen über die Zukunft nachdenken und inwiefern sie sich mit dem Ziel der planetaren Gesundheit identifizieren können. Ich glaube, dass es für den tiefgreifenden, globalen Wandel hin zu nachhaltigem gesellschaftlichem Zusammenleben diese Art von Verständigung auf ein gemeinsames Ziel braucht. Weitere Sprachen sowie Methoden qualitativer und anthropologischer Forschung wären hierfür meine Werkzeuge der Wahl.

Frage 4: Wo befindet sich Ihr Lieblings-Lernort und warum können Sie dort so gut lernen?

Katharina Wabnitz: Im Zug – das Reisen beflügelt mich immer sehr und ich bin produktiv.

Frage 5: Bitte erzählen Sie uns von Ihrem persönlichen Zukunftsbild: Wie sieht Ihr Alltag 2030 aus?

Katharina Wabnitz: Meine Vision, auch wenn ich sie selbst für 2030 noch nicht realistisch halte, ist: Unsere Wohnung bekommt ihre Energie von einer Solaranlage auf dem Dach unseres Hauses als eines dezentralisierteren Netzwerks in unserem Stadtviertel. Außerdem ist der motorisierte Individualverkehr weitgehend verschwunden und der entstehende Raum wurde in urbane Gärten umgewandelt, von denen ich auch einen bestelle. Natürlich ist Fahrradfahren unter Stadtbewohner:innen die Norm und die urbane Infrastruktur ist dahingehend optimiert. Ich arbeite vielleicht sogar wieder teilweise in einem Krankenhaus und sehe dort viel weniger Fälle vermeidbarer, lebensstil-assoziierter Krankheiten, denn die Menschen leben gesünder: Pflanzenbasierte Ernährung und aktive Mobilität sind die neuen Trends.

Die Interviewfragen stellte Kathrin Rosi Würtz im April 2022.