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Eine Handvoll Fragen an: Alexandra Wandel

Vorab zu Ihrer Person: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?

Alexandra Wandel: Ich bin Vorstandssprecherin des World Future Councils. Der Rat vereint 50 Persönlichkeiten von 5 Kontinenten und setzt sich ein für einen gesunden Planeten mit friedlichen und gerechten Gesellschaften im Interesse jetztiger und zukünftiger Generationen.

Frage 1: Was bedeutet der Klimawandel für Sie persönlich?

Alexandra Wandel: Für mich ist der Klimawandel eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Jedoch bin ich optimistisch, dass es bereits gute Lösungen gibt, um auch den Klimawandel noch aufhalten zu können. Beim World Future Council identifizieren und verbreiten wir die besten Gesetze aus der ganzen Welt, die bessere Lebensbedingungen für jetzige und zukünftige Generationen schaffen. Wir zeichnen diese Gesetze mit unserem einzigartigen Future Policy Award aus, der auch als Politik-Oscar bekannt ist. Wir glauben, dass zukunftsgerechte Gesetzgebung eine Schlüsselrolle bei dem Kampf gegen den Klimawandel ist. Deshalb verbreiten wir die vorbildlichen politischen Lösungen auf unterschiedlichen Wegen, z.B. auf parlamentarischen Veranstaltungen, Studientouren, Konferenz und auch über die Medien. Wir zeigen politischen Entscheidungsträger:innen, dass es bereits gute Gesetze gibt, um den Klimawandel zu stoppen und inspirieren sie, diese in ihren eigenen Ländern oder Regionen umzusetzen.

Frage 2: Wie engagieren Sie sich für das Klima bzw. gegen den Klimawandel?

Alexandra Wandel: Wenn man den Klimawandel stoppen möchte, müssen wir uns vom Silo-Denken verabschieden und verschiedene Themenbereiche viel stärker miteinander vernetzen. Das fördern wir beim World Future Council seit vielen Jahren, indem wir gute politische Lösungen z.B. aus den Bereichen Nahrungssicherheit, Biodiversität, Wald- und Meeresschutz, sowie im Bereich nachhaltiger Agrarökologie identifizieren und weltweit bekannt machen. So möchten wir auch den Austausch zwischen einzelnen Regionen und Ländern fördern, sodass sie von den positiven Beispielen, die bereits existieren, lernen können. Man muss bei der Bekämpfung des Klimaschutzes aber auch an weniger offensichtliche Themen denken. Wir fördern z.B. in unserem Programm Kinder- und Jugendrechte das Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung, sodass junge Generationen bereits heute lernen wie wichtig der Klima- und Umweltschutz für sie und ihre Kinder- und Enkelkinder ist.

Frage 3: Was und wie würden Sie gerne lernen, um Ihre Zukunft gestalten zu können?

Alexandra Wandel: Ich würde gerne lernen, wie man noch mehr Menschen erreichen kann, um sie zu inspirieren und zu einer nachhaltigen Gesetzgebung anzuregen. Schon unser Gründer Jakob von Uexküll hat gesagt, dass wir das Rad nicht neu erfinden müssen und, dass gute Lösungen für die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit bereits existieren. Daher würde ich mir wünschen, dass wir nicht nur darauf erpicht sind Neues zu lernen, sondern auch zu lernen, wie wir die Möglichkeit, die Lösungen und die Vorbilder, die uns bereits zur Verfügung stehen, besser nutzen und vernetzen können, um unsere Zukunft nachhaltiger zu gestalten.

Frage 4: Wo befindet sich Ihr Lieblings-Lernort und warum können Sie dort so gut lernen?

Alexandra Wandel: Ein Ort, an dem ich sehr gerne und viel lerne, ist die SEKEM-Initiative, die von unserem Gründungsmitglied Dr. Ibrahim Abouleish 1977 in Ägypten gegründet wurde. Derzeit wird das Projekt von seinem Sohn Helmy Abouleish fortgesetzt. Dr. Ibrahim Abouleish hat es geschafft, inmitten der ägyptischen Wüste in der Nähe von Kairo eine Oase auf Wüstenboden zu errichten. SEKEM wurde mit der Vision gegründet, nachhaltige Entwicklung zu fördern und der Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Ihr Ziel ist die Entwicklung des Einzelnen, der Gesellschaft und der Umwelt durch einen ganzheitlichen Ansatz, der Ökologie, Wirtschaft, gesellschaftliches und kulturelles Leben vereint. Für mich persönlich ist SEKEM genauso ein Ort, wie wir ihn brauchen: eine Inspiration und ein Vorbild für nachhaltige Entwicklung.

Frage 5: Bitte erzählen Sie uns von Ihrem persönlichen Zukunftsbild: Wie sieht Ihr Alltag 2030 aus?

Alexandra Wandel: Ich träume davon, dass in 8 Jahren, im Jahr 2030, die guten Gesetze, die wir in den letzten 15 Jahren identifizieren und verbreiten konnten, von noch viel mehr Regionen und Ländern auf der Welt angenommen und umgesetzt wurden. Wir haben schon viel erreicht, aber wir wünschen uns noch mehr: dass die Nutzung gefährlicher Chemikalien noch stärker reguliert wird, dass unsere Meeresschutzzonen weiter ausgeweitet werden, dass noch mehr Staaten ein Abkommen für den Verzicht von nuklearen Waffen unterzeichnen, dass noch mehr Kinder frei von Gewalt aufwachsen können und, dass wir 100% Erneuerbare Energie auf der ganzen Welt umsetzen können. Ich bleibe optimistisch und bin überzeugt, dass wir die Herausforderungen unserer Zeit lösen können.

Die Interviewfragen stellte Kathrin Rosi Würtz im Juni 2022.